Pfade

Oktober 2020

Oktober 2020

Vom rechten Pfad abkommen.

3D-Effekte sind sehr empfindlich und der Aufbau eines Pfads hat einen großen Einfluss darauf, ob und wie ein 3D-Objekt berechnet werden kann und darauf, welche Flächen entstehen, auf die Bildmaterial appliziert wird.

Auf verbotenen Pfaden.

Den Zugangsweg zu einer Datei in einer Verzeichnisstruktur nennt man Pfad.

Flockenflaum zum ersten Mal zu prägen
mit des Schuhs geheimnisvoller Spur,
einen ersten schmalen Pfad zu schrägen
durch des Schneefelds jungfräuliche Flur. Christian Morgenstern


.

Leg die Wolken
in meine Hände.
Bis zuletzt werfen wir
eineiige Schatten
übers Gras,
sprechen wir
von Zeiten ohne Grenzen
und Falten zwischen den Tagen.

Die Nacht fällt nur leise
aus den Fichten,
und Wind übt
dort hinten am Saumpfad,
trägt schwer
an dem Tod
dieser Tage.

<© Sigune Schnabel>


Traumpfade

I

Angst vor zu viel Glück.
Wut auf die Vergänglichkeit.

Die Sekunden beobachten,
wie sie Erinnerung werden.
Den Tagen zuschauen,
wie sie einsamer werden.
Den Tönen zuhören,
wie sie in der Zeit verhallen.
Unter blasser Haut spüren,
wie der Puls schwächer wird.

Trauer über das,
was wir Leben nannten.

II

Wenn sich die Tage nach Westen neigen,
wird Gelassenheit meine Freundin sein.

Auf der anderen Seite der Brücke
werde ich dich erwarten.
Eine Hand voll Morgen
werde ich dir dann schenken,
damit der Blick zurück
nicht so weh tut.
Traumpfade werden wir wandern,
verlorene Zeit einsammeln
und eine neue Zukunft daraus bauen.

Versprochen – wenn du kommst,
machen wir alles noch einmal.

<© Jörg Zschocke>


Mit Gott allein

So hab ich einen Kampf begonnen,
der gar nicht meiner ist –
Gott hat es so gewollt.

Der Kampfesgeist schon fast zerronnen,
durch Menschen reiche List.
Weiß dennoch was ich sollt!

Für die Menschheit gewonnen,
schreib Worte lieber als Gedicht – so ist’s!
Meine Taten aus dem Herzensgold,
fallen zum Glück bei den Wichtigen ins Gewicht.

Doch werd‘ ich nun besonnen,
den Kampfe niederlegen.
Gott gewollt – das Universum wird’s richten!
Ja, ist besser für meine Herzenssicht.

Nur mit Gott allein,
kann alles möglich sein:
brauchts keinen Kampf,
nur Glaube und ein wenig Zeit.

<© Xenia Hügel>


erkundung

ich spaziere in dir
auf steinigen wegen
und weichen

<© Diana Jahr>


.

Wenn Nacht
hereinbricht
erwarte ich dich
abseits des Pfades
an den verwunschenen
Orten dort wo
die schönsten Blumen
sprechen bis zum Morgendunst.

<© Sonja Crone>


Am Limit angekommen?

So lasst das Volk ziehen
Sie fliegen, vermehren sich

Wer wird sie nähren
Die Erde ward trunken

Wer wird sie betten
Kein Raum in den Heimstätten

Wer füllt die Börsen
Auch die Alten schreien nach Brot

Die Reise wird lang …

<© Sabine Fenner>


Dieses Meer hat keine Küsten

Im Fahrwasser der Gezeiten
klebt zu viel Sand
zwischen Fingern und Erinnerungen;
Die Haare mit Wellen gekrönt
nur Salz tränkt die Haut
über der schwarzen Tiefe

Dieses Meer hat keine Küsten

Gestirne weisen den Weg
wir folgen den Westwinden
in die Weite, ins Ungewisse

Dieses Meer hat keine Küsten
wir keinen Anker

Die Lippen schmecken kaum noch das letzte Ufer

<© I.J. Melodia>


tiefgang

zuerst fliehen die worte
über die berge
bis zum gipfelbuch
tragen sie
die letzten buchstaben

unsere gedanken erblinden
es fällt der vorhang
wie im theater
dann stehen wir da
mit einer handvoll regen

<© Christa Issinger>


die sonnenuhren sind stehen geblieben

ausgesommerte wege
die hellen samen der steine
haben letzte wärme in die nacht gestreut

deine stimme führt nicht
über das leise wort des abschieds hinaus
sie bleibt dem haus des winters treu

jeder weitere mond verliert an licht
es ist, als würden all die jahre
ihre kreise nach innen ziehen

du hungerst und frierst
und auch der wind wird
deine träume nicht mehr entfachen

<© Gabriele Pflug>


Wo wir hätten sein können

wären wir nicht in verschiedene
Richtungen gelaufen wie unmündige
Kinder…

du in die Stadt, die Mauern abklopfen
nach einer Bleibe für die Zukunft, um die
sich ein dichter Efeu ringt.

Ich in den Wald, wo ich mich verlief, einen
Baum fand und meine Wurzeln ausgrub,
verletzte Wünsche ins Moos setzte, um
die Vergangenheit zu ändern…Träumerei.

Wo würden wir später sitzen, während wir
in alten Fotografien blättern, unbearbeitete
Negative gegen das Licht halten…uns als zwei
Schatten erkennen… mit sich zufrieden?

Wo würden sich unsere Zehen berühren, die
Stirn, unsere Körper? Wir warm würden sich
unsere Herzen erinnern, hätten wir nur eine
Anleitung für die Liebe gehabt?

<© Marina Maggio>


Alpenpass

Ein Wächter, ein heiterer,
wenig breiter, der leicht
im Drehpunkt der Täler steht,
der die höheren Pfade und
die tieferen in der Landschaft
versteht, wer unterwegs ist,
sieht den Berg und wird
von der Spitze angesehen.

<© Barbara Hampel>


landschaft, in der brühe

dampfen die grünen decken
nur unter den bäuchen der kühe
noch trockene flecken

schon wieder minus 60 grad
auf dem sparkassenthermometer
und auf der uhr immer schon 3 minuten später
pfützen auf trimmdich- und waldlehrpfad

vorbei an verwaisten hunde- und fussballplätzen
ein fahrgast blättert durch ulysses von joyce
die hinterste bank besetzen
zwei messis und ein marco reus

gehandicapte golfer im bunkerschlamm
im niemandsland ausgesetzte frauengruppen
stürmen die spargel -und erdbeerschuppen
pflegedienste stauen sich am bahndamm

<© Matthias Engels>


der Aufbruch

zur TagundNachtGleiche
kehren die Störche zurück
in den Gräben
schläft nun dreckiger Schnee
die Blüten singen

auf den Fluren
dieser seltene Schmuck
Kinder quellen aus den Knospen
ein feiner Reigen
aus Duft und Ungeduld

über der Dämmerung
ein Schwall aus Licht
die Wärme kehrt zurück
in den Gräben
schläft nun das Dunkel

<© Harald Kappel>


Pforten

Bis jede Frage dir zur Antwort wird,
beide weder leicht
noch schwer befunden,
ausgewogen,
stehen Wächter an der Pforte –
nur für dich allein
zu spüren, zu erahnen
und zu sehen.

Die Wächter sind in dir.

Ein Wächter – wach –
im Wort ist Wachheit

eingeschlossen
und nicht zu übersehen.

Um dich zu wandeln hin
zu einem Menschen
Ich-geboren,
musst du fest auf beiden

Füssen stehen.

<© Barbara M. Hauser>


Andere Wege

Ich muss nichts sein,

nur frei –
so flogen die Gedanken,
entstieg ich den Geheimnissen

und ließ Vertrautes weit
zurück
um meinen Weg zu freien.
Seine Windungen, alles Windige war mir
Richtung –
darauf ließ ich mich ein, nie nieder –
um nicht nach vorne hin begrenzt zu
sein.

Vom Weg hinab lief ich des Nachts
aus
Angst stolperte ich Steine.
Zur Herbstzeit lose ich nun Sinn
entgegen dem fegenden Regen.
Versorge die Leere mit winzigen Tieren, mit
Früchten, das Fürchten
mit Schotter, mit Erde
die Enge und Grenzen und Grenzen und Weh

und dich bemale ich nicht mehr mit
Vorwurf
seitdem ich die Farbe in mir sah:
schwarz

fand sie nur vor, in meinen Eingeweiden.
An Wegesrändern lieben sich Weiden, an meinen Rändern weiden sich immer
die Anderen.

Wege.

<© Arabella Walter>


.

schweifst übers grün
lauernd
im sanften auf und ab
dort
wo der weg sich gabelt
rundet zum wasser hin sich
dunkles auge wimpert
im schilf rauschen lanzen

<© Kathrin Külow>


Wund-er

Getrieben.

Die Nacht wird zum Tag.
Gedanken kreisen um die Sterne.

Ein Fuß hinter den anderen.
Der Sackgasse entkommen.

Wir suchen den Weg,
der unseren Fuß in Sicherheit wiegt.
Wir sind verwundbar.

Wenngleich, die Steigerung von wund ist Wunder.

Wir … sind voller Wund-er.

<© Julie Greiner>


9/10

an einem frühlingstag
du warst frisch gebadet
und rochst nach zukunft
sprangen wir über den fluss
auf der anderen seite saßen astern
unsere träume ertranken in ihren farben

<© Werner Weimar-Mazur>


Carpe diem

Wenn der Tag seine Kleider abstreift
um der Nacht nahe zu sein,
schenk ich die Zeit her und verliere mich im Augenblick.

Dann flüstert die Vergangenheit der Zukunft zu,
dass ich unsterblich sei.
<© Jana Franke>


Zeit der Vögel

I

Die Entfernung zu bemessen,
in der entsteht, ein Vermissen
aus der Kernwelt; inneres Land

ich buchstabiere den Schwalben
deinen Namen, befehle im Diktat
das Apostroph vergessend,
Ihre Flugroute nach Vèrona.
Vielleicht tragen sie im Federkleid,
verwaiste Küsse, oder ihr Duft
ist der Duft meines Nackens,
aus Abenden gepflückten Weines,
als präemptiv ahnungsvoller Existenz

die sagbare Welt ist zu wenig,
mein Konvolut an Poesie
nur Ausdruck seelischer Zerrissenheit
zwischen der Reinformrhetorik
konformerer Anbeter deiner Iris.

Ich fluchte so oft
in die Augen einer Hündin,
die sang in der Nacht, von dir,
in taumelnden Straßen das
Lied vom Vergessen, wie man
es hört, wenn der Tag
ein Ohr zerreißt oder archiviert,
zwischen dem Lärm der scheinbar
Glücklichen …

so scheinbar glücklich/unglücklich,
wie das Reh verblutet auf moosbedeckter
Heimat, der Kolben noch gewärmt,
die Schwarzpulverschleife am Hals,
atmet tief das Auge,
die letzte Landschaft.

so werden wir nicht sein – niemals!
ich kann sagen & beten,
den Labyrinthen eine Symphonie vom
Dämmerungswahn, Gestirnblitze, wo Lider
aufschlagen, das Unbenennbare zu erreichen,
mit einer Skizze deines schwindenden Schattens.

Ich kann sagen, das Herz ist ein Muskel
voll Sehnsucht gepumpt,
oder schieß die Tauben vom Dach,
bevor sie fliehen,
oder deine Stimme hallt nach,
in Fluren & Licht verbrannter Haustüren,
oder wenn wir uns sehen, ist der Lärm
in mir, Musik.

II
& zwischen den Stirnen, wachsen neue Kontinente, Zweistromländer,
die Ausläufer kilometerweiter Windung,
kaum zu unterscheiden,
Wasser in Wasser gemündet,
paraphiert uns der Mond,
im gezeitenklang – elegisch,
ist jedes Wollen, in Besitz verkleidete Angst.

So lass ziehen, die Zugvögel weißen Lichts!

aber dein Haar,
es brandet in den Locken der See
immer dann, wenn ich denke,
genug vom August mit dir geteilt zu haben,
um Bilanz zu ziehen – analytischer Art
etwas wie: ich kenne die geheimen Verstecke,
in dir, Orte apfelblütenweiß gesäumt,
deine Kinderaugen kippen an der Kante der Nacht hinunter – flüster leise dein
schwarzes Wort zu mir ….

oder,
hier ist alles was ich zu sagen habe,
in der septischen Fäule eines Septembers:
sei quello che sei e questo è meraviglioso

III
konkreter zu werden
ist mir fremd,
ich schenkte dir ein Trieb
als Gefühl – in Relation
die Rebe zum Wein
(was hat das zu bedeuten?)

& denke an die Perlen,
die ich dachte zu pflücken,
aus deinen Lippentälern
(doch sie pflückten mich,
rücksichtslos aus dem Eifer)
wie einen Nachgeborenen
Neptuns, der in Wüsten
tanzte & starb,
um als Gefühl wiedergeboren
zu werden, in Parikeln
Sein Staccato vergessend,
zwischen den Beinen,
um den Wissenden
eine Chance zu geben,
noch ungesagtes zu benennen
oder für immer zu tanzen …

/so schön – das Chaos in uns
& außen, die Welt/

deine Weisheit mit gerolltem „r“
auf den Parkbänken der Stadt,
oder deine Zukunft, in Buchstaben
diktiert, einem Vogel, der dich findet,
an einer Küste liegend, weit weg von mir,
dem ich sagte, er solle dich küssen, zärtlich,
auf den Bauchnabel, wie ich es tat.
damit du weißt, er stammt aus meiner Feder,
ist ein Zugeflogener, ein Überlebender des
Zerfalls hinter meiner Stirn

& vielleicht schenkst du ihm ein Lächeln
& lässt ihn ziehen,
wie einen Traum in den Sand der Wolken,
die zwischen uns hängen,
wie Verworrenes oder Gitter,
Stäbe vom anderen Ende der Moral.
Opium des Freien. selbstdiktiert.

doch ich gab etwas frei,
die Klarheit phosphoreszierend
an den Schläfen der Entsagung.
Ich meine, dich zu verlieren –
es bedeutet vieles…
aber nicht alles, was ich zu sagen habe,
beginnt mit dir.
Ich meine, der Wutdrang,
die Welt zu ändern, zu Mindestens
im Paragraphen,
oder einer Familie eine Chance zu schenken,
zumindest als Idee,
ist es doch wert – alles wert!
die Dogmen meiner Geburt, das Rebenland,
die Revolution aktionistischer Tage,
als ich selbst ein Prolet war (in deinem Sinne)
& Steine warf, gegen das gefrorene Meer
übriggebliebener Soldaten.
Bis Serotonin aus der Vernunft tropfte
& mich jagte im Gewissen,
um als Anekdote zu verweilen,
von Feldzügen & Fehlern
gewaltigen Widerstandes.

der Drang ist nie gewichen,
ich kämpfe noch immer, in Worten,
gegen die ungemachten Betten der Moral,
bleibe ein betrunkener Anbeter der
Schicksalsstürme,
solange, bis ich dich traf
in diesem August
& die Sommernachtssommeliere
mir etwas ausschenkten, dass nach
bereuen schmeckte, etwas wie
eine ungeborene Nacht,
ein Wort auf der Zunge vielleicht,
eine Rothaut an den Mahnmälern der Wälder,
wo ich einst zum Moose wurde,
abgewandt der Zivilisation
– doch nun bist du,
der immerwährenden Flucht, Widerstand.

IV
Es ist was es ist
würde Fried jetzt sagen.
Aber zu welcher Zeit ist es,
richtig oder falsch?
Das alles hat einen Sinn,
den ich mit Worten nicht fassen kann,
aber ich sehe ihn, feinschattiert,
transparentes Flanell, wie die Welt in deinen wissenden Augen,
oder der feuchte Kellerlochschmerz in mir…

Eine Dame aus Florenz,
schrieb mir einmal:
deine Wunden nässen im Wind
verkünden den Regen …

& hier stehe ich nun,
mein Herz in der Waagschale
deiner Haustür – öffnete ich die Kammern
zu schnell, um Wahrheit & Glühen
darin zu definieren, für dich.

aber alles was ich bin,
bin ich jetzt & immer,
in Keilschrift mesopotamisch kodiert,
wie Tau der wachsen lässt,
den Morgen im Licht.

tat tvam asi

vielleicht ist es besser so,
dass mein Blut schon den
Kupfer der Gitter schmeckt
& ich jedes Mal versage,
dir nur ein Freund zu sein,
wenn der Wein glühend in uns aufsteigt
zum ersten/letzten Tanz.

Ich will nur sagen,
gerade ist nicht Die Zeit der Liebe,
es wird niemals erträglich sein,
wenn Stahl Sehnsucht zerschneidet
& ich gebe die Unbestimmbarkeit
der Gefühle, in das Vielleicht
einer retrospektiven Deutung …

aber jetzt, ist nicht Die Zeit der Liebe,
es ist Die Zeit der Vögel,
denen ich deinen Namen buchstabiere,
immer & immer-wieder,
um dich still zu lieben,
in der Art, wie ich es gelernt habe,
durch Gedichte.

Es ist nicht die Zeit der Liebe,
eine Dekade zu früh,
aber vielleicht, in deinen, meinen,
unsren – zehn zerrissenen Jahren.

Aber Jetzt, ist
Die Zeit der Vögel.

<© Nico Feiden>