Ernte

September 2020

September 2020

Das Erntedankfest ist im Christentum ein Fest nach der Ernte im Herbst, bei dem die Gläubigen Gott für die Gaben der Ernte danken.

Wer Wind sät, wird Sturm ernten.

Wer ernten will, muss säen.

Klimawandel und Krankheiten bedrohen Bananenernte

Wer nur um Gewinn kämpft, erntet nichts, wofür es sich lohnt zu leben. Antoine de Saint-Exupery


Gewerbeplan der Ackerwirtschaft in Nimmersatt

du bist
die Abwesenheit spürbarer Ereignisse
die unerträgliche Leere meiner Tage
ist kein Grund
zum Weiterleben

du bist
das Martyrium der Einödigkeit
der Sekundenschlaf vor der Endgültigkeit

ich bin
die Abwesenheit spürbarer Nähe
der unerträgliche Mangel deiner Liebe
ist kein Grund
zum Suizidieren
ich bin
der Vollstrecker der Gefühlskälte
der Tageslohn nach der Kartoffelernte

der Plan

ist vollendet
er liegt öffentlich aus

wir
sind

uns
endlich

genug

<© Harald Kappel>


.

Ein Feld ist immer auch eine Vision,
die Vorstellung von Zusammensein.
Ein Feld lebt nicht vom Einzelteil,
die Teile lassen sich nicht zählen.
Sie leben zusammen für die Ernte.
Ein Feld ist nie im Krieg.

<© Barbara Hampel>


Noch wiegen sich Träume

an Birkenzweigen.
Auf der Kante des Sommers
läufst du barfuß,
wirft sich ein Lachen
in deine Stimme.

Worte hallen
vor einem Streifen Blau,
die sich erntereif
in deinen Händen biegen.

Manchmal greife ich nach einem,
bevor der Herbst
sie durch die Nächte bläst.

<© Sigune Schnabel>


ERFOLGREICH WÜNSCHEN

Du gehst überall hin in diesem Paradies,
formst und kleidest deine Wünsche aus.

Überlege gut was du dir erhoffst,
Gedanken werden zu Gefühlen.

Gefühle schwingen durch die Galaxie,
Bilder festigen sich und nehmen neben dir platz.

Hoffe fest und danke groß,
wenn deine Wünsche Wirklichkeit werden.

<© Xenia Hügel>


.

öffne die mäuler der löwen
unter james grey und guter luise
liegt mein finger furchtlos
an ihren weichen flanken
der boskop reift
die nacht beginnt zu wachsen
azaleen im schatten augustäpfel
sag reine claude

<© Kathrin Külow>


Hinterm Dorf

Kornfelder. In der Ferne wie ein Saum
rahmt Laubwald sie und eine Straße weist
landeinwärts. Beide überragend kreist
ein Windrad. Raunen füllt den weiten Raum.

Vom Dorf her nahen dichte Vogeltrauben.
Im Erntetaumel schwingen sie nach oben
und gleiten wieder abwärts. Furchen stauben
urplötzlich und versanden winddurchwoben.

Der Schwarm stiebt auf, verblasst und Wolkenscharen
versammeln eilig sich an seiner Stelle
als grauer Bausch, zum Bersten aufgeschwollen.

Von einer Böe wird Gras am Rand durchfahren,
zugleich verschwindet auch die letzte Helle.
Dann regnet es. Gewitterdonner grollen.

<© Elke Kaminsky>


was wir ernten

borkenkäfer
eichenprozessionsspinner
eine pandemie
ein lächeln
dieses pochen im innern
eines menschen

<© Diana Jahr>


Herbst – Tanka #1

Im Laternenschein
Erklingen die Zikaden
Vergangen der Erntemond
Wie viele Nächte folgen
Den welkend roten Blättern?

<© I.J. Melodia>


Liebe kommt von Laub

wieder eine blütezeit hin-
geblättert und wie bunt-
gefiedert geht der weg: liebe
–lerne ich- kommt von laub

und schlurfe durch die verluste.
nicht die schwarzscharfen bilder
sondern diese buntfeuchten schemen
sind wonach mein auge hungert

dazu ein appetit auf leere tableaus
und herbstzeit-losungen: halt ein
schalt runter– bunter wird die welt
doch kalt auch und älter

<© Matthias Engels>


säen und träumen

aus gierigem schlund
wächst eine neue erde

mit fingern wischen wir
mahnworte vom tisch

am himmel versprechen die strichcodes
der flugzeuge freiheit

verpackt in einer plastiktüte
dreht sich die welt
durch die kälte des alls

doch die unbeugsamen stehen am scheideweg
und zähmen schmetterlinge für dich
der scheu unter all dem lauten träumt

<© Gabriele Pflug>


herbst

von den ästen und zweigen
in unserer straße fallen
vögel
einfach so plumps
zwischen die gehwegplatten
schieben sich kleine inseln aus trockenen samen
die der sommerwind brachte
auf den balkonen wird noch einmal gegossen
was die ausgeißenden und verholzten stauden
in den kästen und kübeln vertragen
mancher denkt: vielleicht das letzte mal vor dem winter
und die buben und mädchen haben auf lange hosen umgestellt
ein junger mann im hinterhof zieht dieses jahr als erster die winterreifen auf
vetrauen ins wetter ist selten geworden
was mich aber wirklich beunruhigt
sind die toten vögel am boden
während oben in den bäumen noch die blätter hängen
grün wie eh und je
als dauerte dieser sommer ewig

<© Werner Weimar-Mazur>


Größeres als Stille

Habe Worte gesät.
Nichts bleibt mir
als sie mit Geduld zu bewässern.
Auf dass wir eines Tages
größeres als Stille ernten.

Stille legt sich wie müder Asphalt
über den schutzlosen Keimling.
Spreche ihm Mut zu,
an der Oberfläche zu kratzen
und ringend höher zu dringen.

Muss man nicht manchmal Hartes brechen,
um vergessene Schönheit hervorzubringen?
Muss man nicht manchmal Unruhe stiften,
um dem Frieden nachzugehen?

Du hast vergessen was zu Atmen heißt.
Und wo deine Fenster sind.
Mehr noch wo Zuhause ist.
Und wo dein Vertrauen wohnt.

Doch in die Risse werde ich Liebe einsäen,
wenn der Asphalt sich zu öffnen beginnt.
Und aus der Stille werde ich Wachstum hören,
wenn du die Antwort kennst.

<© Julie Greiner>


Auf den Weg gebracht

Und aus der Tiefe
Ernteten wir Bäume

Oben laufen sie gegen Wände und man
Misst ihre Körperfunktionen

Manchmal tanzt ein Herz
Ohne zu wissen, wohin

<© Sabine Fenner>


weinlese

immer wieder
bricht der schatten
von der liebe
ein leben oder zwei
hatten wir gestern
und einen ausblick
auf ein land
in dem trauben wuchsen

manchmal stehe ich noch da
trage das kleid
mit dem blumenmuster
und die last der letzten mahd

<© Christa Issinger>


Ernten

Hilfe leisten
Dankbarkeit ernten

Aufmerksamkeit widmen
Gehör ernten

Anerkennung aussprechen
Lächeln ernten

Zuwendung geben
Hoffnung ernten

Liebe schenken
Glück ernten

Freiheit lassen
Vertrauen ernten

<© Jörg Zschocke>


Erntedank

Nicht mehr zu zweit am See.
Das Leben scheint mir einem Kleide gleich,
ein wenig weit jetzt, doch ich will
es richten, werd mich fügen.
Als wäre nichts geschehen,
schwimmen die Fische ihre Bahnen.
Der Hecht steht still.

Erste Blätter rot und gelb.
Der Herbst ist schon zu ahnen.
Schattenspiele. Bäumerauschen …
ich allein auf unsrer Bank.

Noch bist du nah. Still bringe ich
dem LEBEN unsere Früchte dar.
Ich feiere Erntedank.

<© Barbara M. Hauser>


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